01.07.2025
Autor: Fabien Jeckelmann
Am 24. Juni 2025 fand in Basel die erste Ausgabe des Swiss Software Festivals statt. Mit einem vielseitigen Programm rund um Softwareentwicklung, künstliche Intelligenz und digitale Nutzererlebnisse. Wir von jls waren zu dritt vor Ort, haben spannende Vorträge besucht, inspirierende Diskussionen geführt und viele wertvolle Impulse mitgenommen.
Nach einer Reihe von Impulsreferaten im Plenum ging es in spezifische Sessions. Am Vormittag lag unser Fokus auf dem Track «Digital Experience», am Nachmittag auf «Artificial Intelligence». Hier sind unsere Highlights, kompakt zusammengefasst:
AI im DevOps: Noch zu einseitig?
Ein Vortrag zeigte, dass KI-gestützte Tools aktuell stark auf die Softwareentwicklung und das Schreiben von Code fokussieren, etwa durch Tools zur automatisierten Codegenerierung. Bereiche wie Infrastruktur, CI/CD-Pipelines oder Deployment bleiben hingegen oft unberücksichtigt.
👉 Takeaway: Die grösste Wirkung entfaltet AI dann, wenn sie ganzheitlich entlang des DevOps-Zyklus eingesetzt wird, nicht nur beim Coden.
Work with AI, not just use AI
Ein Plenumsvortrag beleuchtete den Wandel in der Entwicklerrolle. Seit dem Aufkommen generativer AI hat sich nicht nur die Art der Softwareentwicklung verändert. Die Veränderung selbst ist schneller geworden. Die wichtigste Kompetenz für Entwickler:innen? «Learn to Relearn». Wer heute erfolgreich Software entwickelt, wird dies morgen mit AI tun. Oder ersetzt werden von jenen, die es können.
👉 Takeaway: Es geht nicht darum, ob man AI nutzt, sondern wie geschickt man sie in den eigenen Workflow integriert.
Sprache statt UI? Zwei Perspektiven im Kontrast
Gleich zwei Vorträge warfen einen Blick auf die Zukunft von User Interfaces, allerdings mit gegensätzlichen Einschätzungen.
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Auf der einen Seite wurde postuliert, dass Sprache das Interface der Zukunft sei. Klassische grafische UIs könnten durch Voice-Interaktionen ersetzt werden. Large Language Models seien dafür jedoch oft zu generisch. Schlankere, auf spezifische Domänen trainierte Modelle gelten als realistischere Option für Unternehmen.
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Ein anderer Vortrag widersprach dieser Sichtweise klar: Der Mensch denke stark visuell, Farben, Hierarchien und Diagramme seien essenziell für Orientierung und Verständnis. Auch in einer AI-gesteuerten Welt bleibe gute UX zentral.
👉 Takeaway: Sprache als Interface ist ein spannender Fortschritt – aber visuelle Nutzerführung und UX bleiben unverzichtbar, vor allem für komplexe Informationen.

Quantenfeste Kryptografie bis 2035
Ein technischer Vortrag thematisierte die Herausforderungen, die durch Quantencomputer auf heutige Verschlüsselungsverfahren zukommen. Viele heute gängige Verfahren gelten in naher Zukunft als unsicher.
👉Takeaway: Unternehmen sollten sich bereits heute mit quantum-sicherer Kryptografie auseinandersetzen. Bis 2035 müssen neue Standards implementiert sein.
Chatbots mit Marken-DNA
In einer Session zur Digital Experience wurde ein Chatbot vorgestellt, der gezielt auf unternehmenseigene Datenquellen und Markenrichtlinien zugeschnitten war, inklusive Tonalität, Bildsprache und Corporate Identity. Auch externe Quellen wie Wetterdienste wurden eingebunden, um kontextbezogene Antworten zu ermöglichen.
👉 Takeaway: Individuelle AI-Lösungen bieten klare Vorteile gegenüber generischen Systemen, insbesondere bei Kundenansprache, Markenführung und Vertrauen.
Noch mehr zum Thema spielerische Nutzerführung? Dann wirf einen Blick in unseren Blog zur Zukunft von Gamification, mit Insights zu KI, AR und Omnichannel-Strategien.
Datenhoheit und Souveränität in der KI-Nutzung
Grosse LLMs setzen derzeit Standards, sind aber ressourcenintensiv, schwer selbst zu betreiben und machen Unternehmen abhängig von Hyperscalern. Wer KI unabhängig und datensouverän nutzen will, sollte SLMs (Small Language Models) in Betracht ziehen. Sie lassen sich einfacher hosten, sind kosteneffizienter und bieten für viele Anwendungsfälle eine erstaunlich gute Qualität.
👉 Takeaway: SLMs ermöglichen mehr Kontrolle, geringere Kosten und weniger Abhängigkeit, ein realistischer Weg zur souveränen AI-Nutzung.
Europas KI-Infrastruktur hat Aufholbedarf
Zum Abschluss wurde das Thema KI-Rechenzentren auf geopolitischer Ebene diskutiert. Derzeit basieren viele KI-Anwendungen auf amerikanischer Infrastruktur, in Europa fehlen vergleichbare Hubs. Ziel muss es sein, eigene Alternativen zu entwickeln, um wirtschaftlich und politisch unabhängiger zu agieren. Ein Beispiel dafür ist Airbus als europäische Antwort auf Boeing in der Luftfahrtindustrie.
👉 Takeaway: Europa braucht eigene AI-Infrastruktur, um technologisch unabhängig zu bleiben. Dieses Ziel reicht weit über den Aufbau einzelner Tools hinaus.
Fazit: Ein Tag voller Impulse
Das Swiss Software Festival 2025 hat gezeigt, wie vielfältig und gleichzeitig tiefgreifend die Veränderungen in der Softwarewelt aktuell sind. AI, UX, Datenhoheit, Sicherheit – alles hängt zusammen.
Unsere drei zentralen Takeaways des Tages:
- AI muss integriert gedacht werden, über den Code hinaus, hinein in Prozesse, Infrastruktur und Kommunikation.
- UX bleibt relevant auch (und gerade) in einer AI-dominierten Welt.
- Souveränität und Infrastruktur sind strategische Erfolgsfaktoren für Unternehmen im AI-Zeitalter.
Wir freuen uns bereits auf die nächste Ausgabe des Festivals und darauf, die gewonnenen Impulse in unsere Arbeit zu integrieren.
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